Freitag, 3. August 2012

Dritter August Neunuhrdreißig

Der Himmel ist von einem unglaublichen Blau, wie im Süden. Ein Licht fast so, wie es Van Gogh in Südfrankreich beschrieben hat. Auf meinem Weg durch den Park überhole ich eine Frau mit einem kleinen lila Rollköfferchen. Aus einer lässig offen stehenden Reisverschlusstasche lugen Espandrilles. Sie geht leicht und beschwingt. Sicher ist sie auf dem Weg in den Urlaub. Vielleicht sogar gerade nach Südfrankreich, in ein kleines Häuschen, in einem kleinen provencalischen Ort, wo sie schon viele Jahre hinfährt. Sie fährt allein, um ungestört zu lesen, zu schreiben und französisch zu plaudern. Geradeso wie ich es machen würde - wenn ich jetzt Urlaub hätte. Am kleinen Teich gehe ich an sonnengelben Wildblumen vorbei. Das Wasser steht so still, dass sich die Häuser spiegeln. Bei diesem Wetter scheint den Dingen Ruhe und Schönheit innezuwohnen. Und vielleicht muss man gar nicht bis nach Südfrankreich. 


Weiter hinten auf dem Weg Richtung Kaiserlei holt mich Eva ein, eine Exkollegin. Sie ist schick zurechtgemacht, wie es sich gehört, auf dem Weg zur Arbeit. Wir gehen ein Stück nebeneinander her und sie erzählt vom Urlaub in Kalifornien. Es fällt ihr etwas schwer, bei diesem Wetter den Weg zum Büro fortzusetzen und ich meinerseits denke mir, wie schön es doch ist, dass ich in mein eigenes kleines Büro zurückkehren kann und sie nicht begleiten muss, wie all die Jahre früher. 


Im Buchrainweg statte ich für ein Foto noch der Nummer 29 einen Besuch ab. Auf dem kurzen Wegstück fällt mein Blick auf ein kleines weißes Plakat an einem Zaun. "Könnt' Goethe seinen Turm noch seh'n - er würd' die Welt nicht mehr versteh'n..." Eine Inschrift gegen die neue Landebahn. Die Menschen fangen schon an zu dichten deswegen und setzen diese Veränderung in die Zeitgeschichte. Schlimm ist das.