Durch dicke Flocken bin ich heute Morgen die Kaiserstraße hinunter gelaufen, froh in dem kleinen Café auf meinem Weg einen Stop einlegen zu können, bevor die Woche beginnt. Es ist kein besonderes Café, nur so ein einfaches Bäckereidings, wovon es im Grunde tausende gibt. Aber, hier hängt mein Bild, mein Lieblingsbild, meine ich: Die Dame mit Hut und Federboa von Klimt. Es hängt hier in einem dicken weißen Stuckrahmen und eigentlich sehr schön. Natürlich nur ein Kunstdruck. Es hängt hier eng mit anderen Replikaten, zu denen es gut passt. Derjenige, der es aufgehängt hat, dem hat es etwas gesagt, da bin ich mir sicher.
Es ist ein Bild aus dem vorletzten Jahrhundert - und doch ist es zeitlos. Der große blaue Hut und die schwarze Federboa etwas weiter unten geben ein Paar Augen mit schön geschwungenen Brauen, die obere Partie eines roten Mundes preis. Es ist eine Momentaufnahme, wie ein zufällig geschossenes Foto. Die Dame steht irgendwo in der Menge, vielleicht in einer Schlange vor einer Bäckerei und irgendetwas, eine fremder Blick, ein Rufen, eine kleine Melodie lassen sie aufblicken und weg ist die Anonymität, gewichen einer eigenartigen Intimität mit dem Betrachter des Bildes.
Dieser von Klimt aufgefangene Augenblick wirft ein wenig Schönheit, ein wenig Einzigartigkeit in dieses einfache Straßencafé, mit seinen Plastikblumen und ebensolchen Speisekarten auf den Tischen. Wenigstens diese mit Eisenfuß und Granitplatte sind wertig. Das Bild und diese traditionellen Kaffeehaustischlein sind der Grund, warum ich öfter hier hereinschneie. Und vielleicht bieten sie auch für die anderen Besucher einen Anreiz. Denn das Café ist trotz seiner Einfachheit gut besucht.
Von Leuten, die irgendwohin auf dem Weg sind oder die ein wenig Leerlauf haben, zwischen zwei Terminen. Dann spendet dieses Bild ein wenig Glanz aus einer anderen Welt. Es weckt vielleicht Erinnerungen, wie bei mir. Vielleicht hat es der Einrichtende gerade eben aus diesem Grund hier aufgehängt.
Montag, 25. Februar 2013
Freitag, 15. Februar 2013
Der Versuch mit Yoko Ono in Berührung zu kommen - oder was ist Kunst?
Eine Freundin hatte Einladungen für das gestrige Frankfurter Großereignis bekommen und wir trafen uns im Frankfurter Kunstverein, um uns für die Begegnung mit Yoko Ono und ihren Werken zu stärken. Dafür boten sich Beluga Linsen und Kartoffelsalat sowie ein Glas Wein. Wir taten gut daran, denn was da kommen sollte, verlangte uns Einiges an Kraft ab. So einfach ist der Zugang zu Onos Werk nicht.
Von unserem Platz am Fenster blickten wir immer mal zur Schirn hin. Der im Moment von Bauzäunen umgebene Platz wirkte ruhig, trügerisch ruhig. Viertel vor sieben, begaben wir uns dann, wie alle anderen in die Rotunde. Dort standen wir mit gefühlten tausend Besuchern und versuchten mit Yoko Ono und ihren Werken in Berührung zu kommen. Ihr gefordertes "get involved" wurde schon hier vor dem Nadelöhr der Eingangstür übererfüllt. Wenn auch vielleicht ohne besondere Absicht und eher aus Platzmangel nahmen die Wartenden die Installation in der Rotunde in Beschlag: Sie saßen auf der grauen Platte, liefen über die aufgeschütteten Kiesel und rüttelten an den weißen Spannseilen, die wie Sonnenstrahlen hinauf wiesen ins Allerheiligste der Schirn, den Innenraum, wo sich auch irgendwo Yoko Ono selbst befinden musste.
Nach den üblichen Reden konnte man jedenfalls von irgendwoher ihre wohlklingende, helle Stimme hören. So klingt also eine Achtzigjährige. Nicht schlecht, dachte ich mir und nahm mir gleich vor, an meiner Stimme ebenfalls zu arbeiten, damit wenigstens diese irgendwann davon zeugen würde, dass auch ich einmal jung gewesen war.
Nach den Reden drängten wir mit den gefühlten tausend Anderen tapfer zur schmalen Eingangstür. Doch der Wind pfiff erbarmungslos und februareisig durch die Rotunde und drohte uns mit garstigen Folgen, falls wir weiter warten würden. Alle Bemühungen schienen sinnlos und wir entwischten durch ein zugiges Loch nochmals in den Kunstverein. Inzwischen war ein Kollege meiner Freundin zu uns gestoßen und über den schwierigen Zugang zu Yoko Ono und ihrem Werk und bei einem gepflegten "Tannenzäpfle" kamen wir auf Paul Celan seine schwer zugänglichen Gedichte. An den Tischen befanden sich weitere Kunstgestrandete und wir beratschlagten, ob wir nachher noch in die Ausstellung gehen sollten. Irgendwann sahen wir am Fenster einen schwarzen Benz mit getönten Scheiben vorbeifahren. Wir waren uns sicher, darin musste Yoko Ono sein.
Ihre Abwesenheit schien ein guter Zeitpunkt, um es noch einmal zu versuchen, mit der Ausstellung. Und tatsächlich. Drüben hatten sich die Massen verlaufen. Ungehindert glitten wir durch den blauen Plastikvorhang in Yokos Kunstwelt. Wir kamen vorbei an einem Zimmer, in dem alles halb war und an den Wassergläsern, mit all den berühmten Namen drauf, die auf frappierend einfache Weise bewusst machen, dass wir alle nicht mehr als ein Schluck Wasser sind im Universum. Alle Leute liefen da durch diese teilweise banalen Alltagsgegenstände und fragten sich heimlich, genau wie ich, warum das Kunst ist und während man sich das fragt, kommt man drauf, dass eben diese Frage die Antwort enthält - nämlich sich einfach zu fragen, was Kunst ist und was Kunst für das Leben bedeutet. Allein für diese Anregung lohnt es sich, in die Ausstellung zu gehen.
Von unserem Platz am Fenster blickten wir immer mal zur Schirn hin. Der im Moment von Bauzäunen umgebene Platz wirkte ruhig, trügerisch ruhig. Viertel vor sieben, begaben wir uns dann, wie alle anderen in die Rotunde. Dort standen wir mit gefühlten tausend Besuchern und versuchten mit Yoko Ono und ihren Werken in Berührung zu kommen. Ihr gefordertes "get involved" wurde schon hier vor dem Nadelöhr der Eingangstür übererfüllt. Wenn auch vielleicht ohne besondere Absicht und eher aus Platzmangel nahmen die Wartenden die Installation in der Rotunde in Beschlag: Sie saßen auf der grauen Platte, liefen über die aufgeschütteten Kiesel und rüttelten an den weißen Spannseilen, die wie Sonnenstrahlen hinauf wiesen ins Allerheiligste der Schirn, den Innenraum, wo sich auch irgendwo Yoko Ono selbst befinden musste.
Nach den Reden drängten wir mit den gefühlten tausend Anderen tapfer zur schmalen Eingangstür. Doch der Wind pfiff erbarmungslos und februareisig durch die Rotunde und drohte uns mit garstigen Folgen, falls wir weiter warten würden. Alle Bemühungen schienen sinnlos und wir entwischten durch ein zugiges Loch nochmals in den Kunstverein. Inzwischen war ein Kollege meiner Freundin zu uns gestoßen und über den schwierigen Zugang zu Yoko Ono und ihrem Werk und bei einem gepflegten "Tannenzäpfle" kamen wir auf Paul Celan seine schwer zugänglichen Gedichte. An den Tischen befanden sich weitere Kunstgestrandete und wir beratschlagten, ob wir nachher noch in die Ausstellung gehen sollten. Irgendwann sahen wir am Fenster einen schwarzen Benz mit getönten Scheiben vorbeifahren. Wir waren uns sicher, darin musste Yoko Ono sein.
Ihre Abwesenheit schien ein guter Zeitpunkt, um es noch einmal zu versuchen, mit der Ausstellung. Und tatsächlich. Drüben hatten sich die Massen verlaufen. Ungehindert glitten wir durch den blauen Plastikvorhang in Yokos Kunstwelt. Wir kamen vorbei an einem Zimmer, in dem alles halb war und an den Wassergläsern, mit all den berühmten Namen drauf, die auf frappierend einfache Weise bewusst machen, dass wir alle nicht mehr als ein Schluck Wasser sind im Universum. Alle Leute liefen da durch diese teilweise banalen Alltagsgegenstände und fragten sich heimlich, genau wie ich, warum das Kunst ist und während man sich das fragt, kommt man drauf, dass eben diese Frage die Antwort enthält - nämlich sich einfach zu fragen, was Kunst ist und was Kunst für das Leben bedeutet. Allein für diese Anregung lohnt es sich, in die Ausstellung zu gehen.
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