Ein Sonntag, an dem es warm ist und leicht nieselt, bietet genau die richtigen Voraussetzungen für einen Ausflug in den Chinesischen Garten.
Schon wenige Schritte hinter dem Eingang in der Berger Straße fühlt man sich in eine komplett andere Welt versetzt. Prachtvolle Farne und Azaleen in allen Regenbogenfarben säumen den Weg (jedenfalls im April) - und bei etwas Feuchtigkeit herrscht eine nahezu tropische Atmosphäre.
Beim Anblick der entzückenden chinesischen Brücke mit kleinen fernöstlichen Monsterchen auf den Pfeilern und grünen Löwenköpfen am Tor fühlte ich mich sofort versetzt in das reizende Städtchen Hoi-Anh in der Mitte Vietnams.
http://de.wikipedia.org/wiki/Garten_des_Himmlischen_Friedens
Es war interessant zu beobachten, dass sich auch viele Asiaten im Park tummelten, um beispielsweise rosaregenbenetzte Pfingstrosenblüten zu fotografieren. Der Garten scheint also so authentisch, dass er ihnen ein klein wenig Heimat in Frankfurt ist. Für mich dagegen war die üppige Pflanzen- und Blütenwelt aus der immer wieder ein Teehaus, ein Tempelchen oder ein weiteres Tor herauszuwachsen scheint eine kleine exotische Oase, in der man für einen Nachmittag sein Fernweh stillen kann. Ich nehme mir vor, einmal mit Schreibutensilien und Picknickkorb an einem ganz normalen Werktag herzukommen.
Gestern fand ich beim Herausgehen aus dem Park zufällig ins Café Ypsilon, wo ich schon ungefähr seit zwanzig Jahren nicht mehr gewesen war. Kaffee und Kuchen lockten hinein und es wurde nicht zuviel versprochen. Die Atmosphäre ist angenehm unschick (liebevoll abgenutzte Sitzkissen, halbdunkel, kleine Bilderglerie an der Wand und antike Jugendstillampe an der Decke) und zu meiner Überraschung gibt es hier neben der sehr luftigleckeren Käsesahnetorte auch Wiener Kaffeespezialitäten. Ich bestellte also eine Melange und fühlte mich kurz neben Hoi-Anh auch nach Wien versetzt. Insgesamt ein wunderbar leicht vergessenes Stückchen Frankfurt, das ich bestimmt öfter besuchen werde. http://www.y-buchladen.de/café/
Gestern hatte ich ein sehr schönes Stadterlebnis in der eigenen Stadt und das kam durch den Welttag des Buches. Diesen konnte ich in diesem Jahr sowohl als Zuhörerin wie auch als Vorleserin gestalten. Um kurz vor zwölf kam ich mit den Kollegen der Autorengruppe "Literatur zur Werkzeit" im Buchladen am Markt an http://www.buchladenammarkt.de. Im Schaufenster auf kleiner Empore stand ein schöner weißer Sessel. Er würde eines jeden Leseplatz sein. Die Buchhandlung war Licht durchflutet und bald auch durchflutet auch von einer ansehnlichen Gruppe Lauschwilliger. Nach einem wilden Tripp in der Kalesche mit Katharina Eismann, fernwehschönen Gedichten von Gisela Wölbert, poetischen Frühlingsironien von Johann Kneißl und einem Romanausschnitt von Leo Pinkerton las ich dort den ersten Teil meiner Erzählung "Das Etui". Es gefiel mir, wieder einzutauchen in diese fiktive Zugfahrt, die so gut zum luftiglockeren Vormai passt. Und es folgten uns tatsächlich gespannte Zuhörer Richtung Koffer Roth http://www.koffer-roth.de, wo es weiterging. Diesmal durfte ich zwischen der neusten Sommertaschenkollektion in einem bequemen Fauteuil Platz nehmen. Gefährlich natürlich, wie leicht könnte da die Hand zum Taschenkauf ausrutschen. Zumal wir Damen vom Geschäftsführer persönlich noch mit weißen Rosen gewürdigt wurden. Ich fand es super spannend, der Melodie der eigenen Worte über den Marktplatz zu folgen und durch die Fensterscheibe zu sehen, wie das Gelesene wirkte.
Nach einer mittäglichen Stärkung in der griechischen Taverne am Wilhelmsplatz ging es dann mit einem frischen Text, den noch niemand gehört hatte, in die Frankfurter Straße zum Café Don Pedro. Dort traf ich meine Mitleserinnen Leo Pinkerton und Sylvia Beiser von der Stadtbibliothek . Leo las aus ihrem Romandebüt, Frau Beiser einen Text über den Stadtschreiberpreis. Wir saßen dazu auf einem marokkanisch anmutenden halbrunden Holzbänkchen in fast gleißendem Nachmittagslicht und es war interessant zu sehen, wie auch unbedarfte Passanten ihre Schritte verlangsamten, ein paar Worte im Gehen aufschnappten.
Danach ging ich als Zuhörerin weiter durch die Stadt, deren Straßen bis zum Abend durchflattert wurden von schönen Worten und bevölkert von Buchstabensüchtigen. Zufällig vernahm ich vor der Steinmetz'schen Buchhandlung http://www.steinmetz-buch.de ironisch schöne und zeitweise schmerzvoll dahintropfende Poesie von Safiye Can. Natürlich musste der frisch ausgepackte Gedichtband "Rose & Nachtigall" von ihr in meine Hände übergehen. http://www.groessenwahn-verlag.de
Mit den letzten Sonnenstrahlen traf ich in der Stadtbibliothek ein, wo ich dem sanft spanisch eingetöntem Deutsch von Rosa Ribas folgte und ihren Ausführungen darüber lauschte, warum ihre in Frankfurt spielenden Krimis auch in Spanien erfolgreich seien. Man erhalte durch sie ein kleines messerscharfes Abbild einer anderen Gesellschaft, einer anderen Kultur. Ja, da stimmt wohl, dachte ich und nahm mir den Krimi "Kalter Main" mit, der mich ja vielleicht mit den Gepflogenheiten auf der anderen Mainseite vertrauter machen kann...(das schreibe ich natürlich mit einem klitzekleinen Augenzwinkern...)
Gestern besuchte ich die Eröffnung einer sehr besonderen Fotoausstellung. Allein der Titel "Palermo, Olhao und die geografische Breite" sagte mir noch nicht viel. Jedoch, das Stichwort "Palermo" lockte mich schon, denn Palermo hatte mich im letzten Oktober wieder nachhaltig beeindruckt. Die Farben der Stadt und ihre Muster. Das war mir wieder auf den großen Straßenmärkten aufgefallen, besonders als sich gegen Mittag ein Gewitter entlud und ich und meine beiden Freundinnen im Inneren eines schmucklosen Marktlokales in Ruhe unsere Studien betreiben konnten. Wir saßen buchstäblich hinter den schönen Kulissen der Stadt fest.
Diese kleine Szene aus dem letzten Jahr kam mir schlagartig wieder zu Bewusstsein als ich in den schön marmorierten Flur des Deutschen Wetterdienstes betrat und auf die erste Fotografie der Bildkünstlerin Gabrielle Strijewski. Rot ist der geflickte Himmel aus Planen über den Märkten Palermos. Ein chaotisches Segeldach aus Planen, Schirmen, Seilen, italienischen Wortfetzen, Stangen, Lappen, Gardinen und den typischen Glühbirnen - die am frühen Morgen oder eben bei Gewitter Licht auf die frische Ware werfen. Es sind ganz und gar keine touristischen Motive, die die Fotografin in ihren Aufnahmen beschwört. Es sind die Muster einer Stadt, die im Detail abstrakt wirken, uns an kubistische oder surrealistische Kompositionen erinnern und uns zeigen, wo solche Motive vielleicht herkommen.
Die folgenden Fotos, die im langen Flur wieder nach Palermo führen, zeigen sehr gegensätzlich die hellblau schlagschattige Dächerwelt der portugiesischen Kleinstadt Olhao. Wie Skulpturen werden darauf Schornsteine, Antennen, Vordächer, Satellitenschüsseln und Wassersilos der portugiesischen Dachlandschaften in Szene gesetzt.
Wenn ich aus meinem Bürofenster in der Kaiserstraße über die Dächer Offenbachs blicke, entdecke ich Ähnlichkeiten und empfinde Offenbach einmal mehr als eine sehr südliche Stadt.
Die Ausstellung im DWD öffnet den Blick und lässt das vermeintlich Hässliche heraustreten aus seiner Unscheinbarkeit - es entsteht im Auge des Betrachters das Muster einer Stadt. Unbedingt ansehen. Läuft noch bis zum 11. Mai 2014 http://www.dwd.de/kunst
Gleich um die Ecke des kleinen St. Ulrichplatzes, wo ich wieder mein Quartier in Wien bezogen hatte, auf der Burggasse, gibt es eine moderne Café-Bar, die eigentlich ein Möbelhaus ist oder beides. "Das Möbel" http://dasmoebel.at/cafe/dascafe diente uns am Abend als letzte Haltestelle für einen Absacker und morgens als Reinsacker in einen regnerisch kühlen Museumstag im Belvedere.
Man sitzt dort sehr bequem zwischen Designermöbeln, erdacht und gemacht von Österreichern und Deutschen, kann schwelgen in originellen Farben und Formen, lümmeln in coolen Sofas und kippeln auf eleganten Barhockern, Lampen bewundern, Gin-Tonic trinken oder ein kleines stilvolles Sektfrühstück zu sich nehmen. Unnötig zu sagen, dass es auch Topfenstrudel gibt.
Bei diesen Gelegenheiten taten es mir sogleich ein Couchtisch und sein kleiner Beistellbruder in gelb und rosa an. Beide erinnern auf frische Weise ans Zeitalter der Nierentische. Da kommt kein Wirtschaftswunder-mief auf, sondern eher Leichtigkeit und Eleganz. Fragile Möbel sind das, die sich auch in kleine Wohnungen gut einfügen, sie luftig-leicht bevölkern und gleichzeitig ein wenig Retroromantik aufkommen lassen.
Schade, dass man im Flieger sowas nicht mitnehmen kann. Das fand ich übrigens bei so einigen Dingen. Aber, das nette Team im Ladengeschäft http://dasmoebel.at zum gleichnamigen Café, dass sich auf der shoppingmäßig ziemlich interessant gewordenen Gumpendorfer Straße befindet, verspricht auch da eine Möglichkeit zu finden. Charmant, Küss' d'Hand!
Übrigens fände ich es ebenso charmant, wenn sich Betreiber für eine ähnliche Einrichtung made in Offenbach fänden. Wie vergnüglich und ebenso marktfördernd könnte es sein, wenn wir in einem Offenbacher Kaffeehaus beispielsweise die einzigartigen Möbel von Sebastian Herkner bewundern und bewohnen dürften. Bis es soweit ist, kann man ja in der Geleitsstraße 81 klingeln. http://sebastianherkner.com/index.php?article_id=5