Mittwoch, 30. Dezember 2015

Weihnachtsnachklang mit Henry Miller im Café Caramel, Frankfurt

Es ist der 26. Dezember 2015 und ich sitze mit #Henry Miller im 
Café Caramel http://www.cafe-caramel.info/index.php am Oeder Weg in Frankfurt, wo ich wunderbar gefrühstückt habe. Es ist ein schönes Eckcafé mit großen Fenstern bis zum Boden und hätte ihm gefallen, denke ich. 

Deshalb bin ich an seinem Geburtstag mit einem meiner Lieblingsbücher hierher gegangen. Es heißt "Henry Miller on writing" und fasst Schriften zusammen, in denen er sich zum Schreiben und seinem eigenen künstlerischen Werden geäußert hat. Ich habe es während des Studiums im Amerikanistik-Institut entdeckt. Ich glaube, das war im Kettenhofweg. Es war zweimal vorhanden und deshalb hätte ich es beinahe mitgehen lassen, hielt mich dann aber doch zurück. Umso erfreuter war ich, als ich es nur ein Jahr später bei einem New York-Aufenthalt bei Barnes & Nobles fand. Das ist scheißlange her, wohl so ziemlich genau zwanzig Jahre.





Mein Blick schweift zum Nebentisch und ich traue meinen Augen kaum, denn neben mir sitzt eine südländische Dame, die einen kleinen Kunstweihnachtsbaum auf dem Kopf trägt, an einem Haarreif befestigt, mit roten Glöckchen dran. Auch an den Ohren trägt sie kleine Christbäume und kleine metallisch bunte Kugeln um den Hals. Ich mache ihr ein Kompliment und sie sagt, sie habe die Sachen im letzten Jahr in Hamburg gekauft und wolle die Weihnachtsstimmung noch ein wenig mit sich herumtragen. Ich finde das schön und sonderbar zugleich und frage mich, ob sie wohl allein lebt und sich ihr Leben ganz für sich so dekoriert, damit es einen bestimmten Zauber erhält. Sie ist auf jeden Fall eine Protagonistin für eine besondere Weihnachtsgeschichte.


Das Café wird von zwei Afrikanerinnen geführt, beide mit sehr schönen lang gelockten Haaren und bewundernswerten Wimpern. Ein kleiner afrikanischer Junge ist mit seiner Mutter hereingekommen, wird von den beiden begrüßt und auf ein rotes Kinderstühlchen gesetzt. Der kleine lacht goldig und eine Dame vom Nebentisch wendet sich ihm zu. Sie trägt ein rosa Jäckchen, einen Bob aus grauem Haar und wirkt mit ihrer schlanken Figur sehr aristokratisch.  Die beiden weißhaarigen Männer an ihrem Tisch spielen auf ihren Smartphones, vielleicht Weihnachtsgeschenke. Ab und zu fallen Worte auf Französisch. 

Ihr leises Geplauder erinnert mich wieder an mein Buch, denn Henry Miller bringe ich sehr mit Paris, Frankreich und dem Schreiben im #Kaffeehaus in Verbindung. Ich blättere es auf und lese eine Passage, in der er seinen Sekretär beschreibt, den er aus der Schneiderwerkstatt seines Vaters in seine Wohnung gerettet hat. Er braucht ihn offenbar, um seinen Schreibfluss in Gang zu setzen und bezeichnet ihn als "My Anchorage". Auch ich habe einen Sekretär, der mich in alle Wohnungen begleitet. Ich habe ihn von einem Trödelhändler aus Wiesbaden und er war das erste und teuerste Möbelstück, das ich mir angeschafft habe. "I put my feet up on the desk and dreamed of what I write if I could write." 


Donnerstag, 3. Dezember 2015

Leselust im Café Klatsch und #pupnpub im Henscheid

Das Jahr 2015 rennt auf sein Ende zu und ich hinterher. Gestern gegen Abend gab es nach Amazontexten für Werkzeuge ein kurzes Innehalten in Frankfurt Bornheim. Dort war im Henscheid der 20. #pubnpub angesagt: „Über Literatur sprechen“ mit Caterina Kirsten (Copywrite), Andrea Diener (faz.net) und Andrea Baron (Büchergilde - angesprochen hat mich gleich das hier: https://www.buechergilde.de/detailansicht/items/starke-frauen_302439.html). Ich wanderte die schöne altbaubestandene Mainkurstraße entlang. So sah Frankfurt früher an vielen Stellen aus, ein paar kleine ("Alternativ"-)Läden, Kneipen, Cafés und hellerleuchtete hohe Wohnungen mit Flair - nicht zu schick. Da ich eine halbe Stunde zu früh war, setzte ich mich gegenüber dem Henscheid, ins Café Klatsch. Ein sehr schönes kleines Kaffeehaus, dem eine Kombi zwischen früher und heute (klassische Holzstühle und schlichte rote Sessel) geglückt scheint. Ich bestellte einen Espresso und blätterte den Altmann auf. 

Den Titel "Notbremse nicht zu früh ziehen" hat mir meine Freundin Yvonne geschickt, weil sie bald nach Indien fährt und das Darin gelesene nicht für sich behalten konnte. 

Mein Blick fiel auf einen wunderbaren Satz, den ich gleich unterstreichen musste: "Im Jahr 1911 reise Hermann Hesse nach Indien. Auch er suchte Erlösung vom schwerwiegenden Los eines Deutschen, der nie aufhören durfte zu denken, der nie loslassen konnte, den nichts mehr schreckte als ein paar Stunden sinnlosen Glücks." Sinnloses Glück - das Buch ist voll von solchen Wahrheiten, aber nicht zu voll - und ich habe den Eindruck, dass sie wirklich durchdacht sind, erspürt am eigenen Leib sozusagen. Und deshalb finde ich dieses Buch, obwohl es 2013 schon in der 8. Auflage erschienen ist - und somit nicht mehr ganz neu - sehr lesenswert. Es ist auch spannend: Man will unbedingt weiterlesen, was Herrn Altmann noch so an Absonderlichkeiten widerfährt in seinem Lieblingsland. 



Als ich noch so sinnierte rief schon Sabine an und wir gingen rüber ins #Henscheid. Ein ebenfalls sehr angenehmes Lokal mit unaufgeregt guter Küche, schönen alten Räumen, die durch Wackeldackel und spitzfederige Karikaturen eine leicht freche Modernität erhalten. Wir waren früh, das hintere Sälchen füllte sich aber schnell. Wir füllten uns derweil mit selbstgemachtem Kartoffelstampf. Dann kamen die drei Damen aufs Podium: Erste Frage, ob die klassische #Rezension noch die richtige Form ist. Darauf: Blogs können ja ganz was Anderes (finde ich auch, nämlich persönlicher, authentischer und mutiger schreiben) und dann noch: Das #Feuilleton hing ja schon immer etwas hinterher (mehr denn je, ist mir zur #Buchmesse aufgefallen). Kreisende Wörter: Empfehlungsjournalismus, Anlassjournalismus. Formulierte These: Blogs don't sell? Antwort: Kommt drauf an, siehe #Buchpreisblogger. Manche Blogger, wie Stefan Mesch arbeiten viel mit Listen, sagte jemand. Und dann gibt es noch die #Brigitte. Alle lachen. Was dort steht, kommt auf den Büchertisch der Buchhandlungen. Dagegen die Neuauflage vom #Literarischen Quartett wird als zu temporeich empfunden. Dann lieber in Ruhe lesen, im #Digitalen Salon (Lovely Books oder Good Reads). Wer's in echt mag besucht das Frankfurter Format: Theke, Texte, Temperamente (TTT) in der Old Fashion Bar in Sachsenhausen. Schöner Nebeneffekt wie mir scheint: Parallel zur klassischen Rezension scheint auch die klassische Wasserglaslesung auszusterben: Es gibt Bier und Schnitzel zur Literatur.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Buchmessespaziergang - Deutschland hat eine heimliche Literaturstadt

Jetzt ist es offiziell: Offenbach ist eine Literaturstadt! Vielen Dank dafür, Frank Witzel. Und zwar auch noch eine schwergewichtige. Denn der Roman mit dem langen Titel "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" (kurz: Die Erfindung) ist auch noch sehr dick. Deshalb habe ich bei der Buchhandlung am Markt (kurz: BAM - mit einem wunderschön dekorierten Fenster zur Buchmesse übrigens) erstmal vorsichtig die ersten Seiten gelesen. Und was soll ich sagen? Weiterlesen wollte ich, denn das ist ein Buch über meine Zeit. Tja, leider, leider muss ich das sagen, denn diese Zeit scheint ganz schön lange her - und vielleicht deshalb beinahe exotisch fremd. Damals, als man Bücher noch lesen musste, um zu wissen, was drinsteht. Also, ich werde mir "Die Erfindung" als Weihnachtsgeschenk kaufen und mich über die Feiertage damit zurückbeamen in diese Zeit, zu der ich gerade eingeschult wurde.



Bis dahin, zu den ersehnten Feiertagen, lese ich in einem Roman des Gastlandes Indonesien "Alle Farben rot" dem ich schon allein des Titels und des schönen purpurnen Einbands wegen nicht widerstehen konnte. Zumal die Farbe Purpur in meinem bevorstehenden Roman auch eine Rolle spielt. Indonesien hat ja bei uns so einen Anstrich von Bali-Romantik. Damit ist jetzt Schluss, denn die Bücher der indonesischen Autoren oder Autorinnen sind alles Andere als romantisch. Die Damen nehmen kein Blatt vor den Mund und decken realistisch die gesellschaftlichen Missstände im Inselstaat auf. Den Roman von Laksmi Pamuntjak jedenfalls kann ich gar nicht so schnell lesen, wie ich gern möchte. Er ist ungeheuer spannend und schön geschrieben zugleich. Aber ich bin mit meinem langsamem Lesefluss voll im Trend: Der nennt sich Slow Reading - analog zu Slow Food etc. Mir ist es leider nicht gegeben mit den Augen und den Sinnen diagonal quer über die Seiten eines fetten Wälzers zu fliegen und ihn in drei Tagen durchzuhaben. Aber das braucht man jetzt scheinbar auch gar nicht mehr. Im Zeitalter von E-Books ist es angesagt, bedruckte Seiten liebevoll mit den Augen zu streicheln und sich jedes Wort auf der Zunge zergehen zu lassen - wie schön. Das werde ich auch heute Abend beim Vorlesen machen.

Denn ich weihe heute Abend mit den Co-Autoren der Gruppe "Autoren unterwegs" die meteorologische Bibliothek im Deutschen Wetterdienst als literarischen Ort ein. Darauf bin ich schon sehr gespannt. Und vielleicht sollte ich doch so langsam einen literarischen Salon eröffnen, denn wie ich erfahren habe, ist meine Wohnstraße scheinbar die Hauptstraße der Literatur. Hier wohnt nicht nur Frank Witzel sondern auch noch Silke Scheuermann. Und ein paar Straßen weiter wohnt Safiye Can, deren zweiten Gedichtband "Diese Haltestelle habe ich mir gemacht" auch noch auf meiner Leseliste steht.

Es ist schon schön, in einer Literaturstadt zu leben - das fanden Sophie von La Roche und Bettina von Arnim schließlich auch - war die letztere es doch, die Offenbach einst "das zierlichste und reinste Städtchen" nannte. Na ja, das hat sich vielleicht geändert, aber sonst...


Montag, 21. September 2015

Die große (Musik-)Welt in einer kleinen Offenbacher Pasticceria


Ein kleines italienisches Café in der Karlstraße 29 https://www.facebook.com/pages/Il-Pasticcino/258617407536753?sk=info&tab=overview in Offenbach kann auch zuweilen ein Treffpunkt für die große Welt sein. So zum Beispiel heute gegen Mittag: Ich kam auf einen Espresso herein und mein Stammplatz war belegt. Als ich näher hinsah, bemerkte ich, dass ich zumindest einen der Herren von vielen Projekten im Offenbacher Kulturleben kannte. Es war Dr. Ralph Philipp Ziegler, der dort neben einem sympathischen und wachäugigen jungen Herrn saß, gegenüber zwei weitere Herren, offensichtlich Journalisten, die eifrig schrieben. Alle schienen in ein Projekt vertieft und so setzte ich mich still grüßend an das noch freie Bänkchen am rechten Ende des Raumes, bestellte Espresso und ein köstliches zart blätterndes mit Ricotta gefülltes Gebäck. Hin und wieder kreuzten sich die Blicke und kurz darauf, bat mich Ralph Philipp Ziegler zu der kleinen Gesellschaft und stellte mich den Herren vor: Der Wachäugige war kein Geringerer als der international tätige Opern- und Konzertdirigent Roland Böer, der mit Ralph Philipp Ziegler maßgeblich am Aufbau der erfolgreichen Offenbacher Konzertreihe Capitol Classic Lounge http://neuephilharmoniefrankfurt.de/category/events/upcoming beteiligt war, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert.


 



Hocherfreut über diesen interessanten Zufall hörte ich von dem Jubiläums-Auftaktkonzert am 11. Oktober 2015. Dann wird Roland Böer die 5. Sinfonie von Gustav Mahler im Capitol dirigieren. Für dieses fulminante Musikfeuerwerk hat die Neue Philharmonie Frankfurt tatsächlich 75 Konzertmusiker auf die Bühne gebeten – die einiges leisten müssen. Denn das anspruchsvolle Werk appelliert sowohl an die physischen wie psychischen Konditionen der Neuen Philharmoniker: Auf Blechbläser und Streicher warten irrsinnig temporeiche und exponierte Soli, denen die Zuhörer schon jetzt entgegen fiebern dürfen.

Die 1904 uraufgeführte Fünfte ist eine sehr poetische und emotionale Komposition. „Sie explodiert und implodiert, leuchtet, verblasst und gewinnt wieder Gestalt in einem den Kosmos füllenden Triumph“, heiß es in der Ankündigung der Capitol Classic Lounge. Deshalb ist die Fünfte hochaktuell und war immer wieder Projektionsstoff für seelische Dramen, so besonders das bekannte Adagietto, welches Mahler seiner jungen Frau Alma widmete und welches Luigi Visconti in seinem legendärem Film „Tod in Venedig“ als sehnsuchtsvoll schwebende Untermalung verwendete.  

Roland Böer, der schon den Anfang der Classic Lounge begleitete, dirigiert mittlerweile an der Mailänder Scala, der Wiener Volksoper oder dem London Symphony Orchestra. Für das Offenbacher Jubiläumskonzert musste ein anderes berühmtes Orchester seinen Probenplan so stricken, dass auch für die Classic Lounge noch genügend Zeit bleibt. Denn gleich nach unserem sehr inspirierenden Gespräch in der kleinen Pasticceria reiste Roland Böer nach Florenz, wo er „Cosí fan tutte“ an der dortigen Oper dirigieren wird.

Der weitgereiste Kapellmeister wohnt mit seiner Familie im Offenbacher Mathildenviertel, wohin er sehr gern nach Hause kommt. Studiert hat er in Frankfurt und Würzburg, bevor er von 2002 bis 2008 an der Oper Frankfurt dirigierte. Danach gab es Stationen in Mailand und London, in Berlin, Nizza und Wien. Eine DVD mit Roland Böers Debüt am Teatro alla Scala mit der „Zauberflöte“ in der Produktion von William Kentridge ist bei OPUS ARTE erschienen.

Die 5. Sinfonie von Gustav Mahler unter der Leitung von Roland Böer wird am 11. Oktober um 17 Uhr in der Capitol Classic Lounge in Offenbach zu hören sein. Der Vorverkauf läuft und ich habe mir endlich alle Sinfonien im Paket bestellt, um mich schon mal einzustimmen. Ralph Philipp Ziegler und Roland Böer danke ich für das anregende Gespräch.





Mittwoch, 19. August 2015

Die Magie des Ortes spüren - im Café Le Dôme, Paris

Kürzlich besuchte ich mit meiner siebzehnjährigen Nichte Paris. Jeder sagt, sie ähnelt mir und vielleicht wollte ich mit ihr in die Stadt an der Seine, um mir selbst als junge Frau nochmal nah zu sein. 

An einem dieser glühend heißen Nachmittage saßen wir auf der Terrasse des Café Le Dôme, die Nase zum Boulevard Montparnasse. Ich bin mit ihr hierher gekommen, um die Magie des Ortes zu spüren. Es war in diesem Café, wo sich "Literaten" trafen, die damals noch keine waren. Jedenfalls standen sie noch am Anfang ihrer Laufbahn, wie etwa Hemingway, der mit seiner ersten Frau und seinem kleinen Sohn unweit der Rue Mouffetard wohnte. Oder Henry Miller, der getrennt von seiner Frau June hier eine ganz besonders europäische Freiheit genoss. 1897 eröffnet ist es das älteste Café am Boulevard Montparnasse. 


Diese Terrasse, gegenüber der Rotonde und nur einen Steinwurf weit vom Select, berühmt berüchtigten Nachtlokalen, ist auch Schauplatz in einem Roman. Jules und Jim, die beiden Helden des Romans von Henri Pierre Roché trafen sich hier zum ersten Mal. Das ist so eine der ersten Szenen im Buch, die sich auch in der Wirklichkeit hätte abspielen können, denn Henri Pierre Roché traf sich hier auch mit dem Vorbild für seinen Protagonisten, Franz Hessel. Beide trafen sie hier auch Helen Grund, dem Vorbild für die Protagonistin mit dem archaischen Lächeln im Roman oder im Film von Truffaut. Inzwischen widmet sich ein ganzes Buch dieser interessanten Frau, das ich leider nicht geschrieben habe: http://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article115869102/Erregt-euch.html Und ein Roman mit dem verheißungsvollen Titel "Pariser Romanze" von Franz Hessel, dem Ehemann: https://derhotlistblog.wordpress.com/2015/07/26/affirmatives-vom-firwitz-3/ Für die beiden Deutschen war Paris damals neu und exotisch, so wie es heute für Julia ist - und immer noch für mich. Obwohl der Boulevard Montparnasse heute etwas verlassen wirkt. Die Gegend ist lange nicht mehr en vogue. 




Wir waren hier in der Nähe auf der Ausstellung über die Kunst des Kongo "La Beauté Congo". Farben, die das Land aus der Unsichtbarkeit in die Gegenwart der Europäer peitschen. 

Durch Julias Augen sah ich, dass es im Dôme immer noch schön ist: Die roten Lampen unter dem Glasvordach, die geflochtenen Stühle...und erst das Innere. "Sogar die Treppe zum Klo sieht vornehm aus", sagte sie. "Schade, dass es für Drinnen zu heiß ist, ich würde gern an jedem der Tische einmal sitzen." Ich erzählte ihr von all den berühmten Gästen vor uns. Sie war von den Kellnern in ihren Livrées beeindruckt und nippte andächtig an ihrem Getränk. "Jetzt komme ich mir ganz nobel vor", sagte sie. "Obwohl wir hier nur eine Cola und einen Kaffee trinken." Später erzählte sie mir von einer Organisation, die sich um die Verteilung afrikanischer Flüchtlinge in Privathaushalte kümmert. So etwas in Erwägung zu ziehen kostet freilich mehr Mut, als diese bunte Ausstellung anzusehen.Solche Gedanken konnten wir hier in Ruhe denken. Julia zeichnete in ihrem Skizzenbuch, ich schrieb ein wenig. Die befrackten Kellner waren zuvorkommend, diskret und ganz und garnicht nervig. 

 


Auf dieser Terrasse saß ich schon einmal, als die Welt noch riesengroß vor mir lag. Vieles habe ich seither gemacht, vieles noch nicht. Zuhause habe ich nachgeschlagen. Das war am 7. April 1982, nach einem Besuch des Marktes in der Rue Mouffetard. Damals war ich nur zwei Jahre älter als Julia. Vielleicht ein guter Grund, hierher zu kommen - um sich daran zu erinnern, was man im Leben noch alles so tun wollte. Und außerdem ist es immer noch sehr schön, das Dôme, in seinem kaum veränderten Jugendstil-Décor.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Fishcake in Bristol, Scones in Bath

Eigentlich sind Bristol und Bath nicht zu verwechseln. Wir mir das trotzdem gelang und was dabei rauskam, lest hier: Auf der Durchfahrt von Cornwall in die Cotswolds kommt man ziemlich nah an Bath vorbei - wo ich unbedingt vorbeischauen wollte. Schon wegen Jane Austen, aber auch wegen der Abbey, den anderen Bauten aus gregorianischen oder viktorianischen Zeiten - und den Scones. Ich habe also über Air B&B nach Unterkünften gesucht und siehe da ein hübsches Dachstudio gefunden. Erst als ich den Postcode später ins Navi eingab, stellte ich fest: Die Unterkunft - so schön sie auch ist - befindet sich im nahegelegenen Bristol. Aus der Traum vom abendlichen Flanieren à la Jane Austen, denn zum Umbuchen war es bereits zu spät, der Tag neigte sich dem Ende.

Fahren wir also nach Bristol, was soll's. Die Fahrt verlief schnell und zack, es gab sogar einen Parkplatz vor der Tür - und einen wunderschönen großen Park gleich gegenüber. Das Haus, in dem sich die Unterkunft befand, war entzückend, wie aus dem englischen Bilderbuch. Die Vermieter ebenfalls. Er Schauspieler, sie Sängerin - also es hat gepasst. 

An dem Abend schaffte ich es nicht mehr nach Bath, aber in den nächsten Pub um die Ecke und der war wirklich sehr schön. Nicht so typisch Pub, sondern mehr die romantische Variante, bisschen Vintage und sehr schöne Gemälde an der Wand, die ich am liebsten alle gleich mitgenommen hätte. http://www.thevictoriapark.co.uk/about/
Das Speisenangebot war ebenfalls recht einfallsreich für englische Verhältnisse: Es gab zum Beispiel gegrillte Lammstreifen mit Couscous und Humous, aber auch Fishcake mit Baby-Mangold-Salat. Ich entschied mich für das Letztere und trank dazu einen herrlich frischen südamerikanischen Weißwein. Daneben lauschte ich den lebhaften Gesprächen, was nicht schwer war, denn der Laden hatte hohe Decken und einen ziemlichen Geräuschpegel. 



Die Fahrt nach Bath am nächsten Tag war denkbar einfach - und zwar mit dem Zug. Der fährt nämlich sehr häufig und ist in zehn Minuten dort. Kaum ausgestiegen begann mein Ausflug wundervoll in einem Laura Ashley Laden. Es war Sale und ich konnte ein Schnäppchen machen. Danach ging es zielstrebig zur Kultur, zu Jane und zum Royal Crescent, einem prächtigen Halbrundbau aus dem berühmten hellen Bath-Stone. 



Auf dem Weg dorthin kam ich an einem sehr schönen Buchladen vorbei, der eine Partnerschaft mit der Steinmetz'schen Buchhandlung betreibt. 












Ein weiterer Zufall: Ein Flyer für ein kleines Café, der mir in die Hände fiel: "Bea's Vintage tea rooms" http://beasvintagetearooms.com.
Wie angekündigt war der Aufenthalt dort wirklich ein Schritt in die Vierziger Jahre mit high tea and srumptious cakes like Grandma used to make... Um es kurz zu machen: Die Scones (kleine bösartige Küchlein, die man zum Überfluss aufschneidet, um sie mit Clotted Cream - einer dreifach-Sahne - und frischer Erdbeermarmelade zu bestreichen) waren suchtgefährdend. So sehr, dass ich natürlich mein Köfferchen mit ebendiesen Küchlein und der feisten Creme beschweren musste. Das muss nun bis zum nächsten Ausflug halten - und jeden Tag gibt es eine klitzekleine Dosis England. 








Montag, 15. Juni 2015

Kunstansichten Offenbach - Bürgelwood Studios - ein besonders magischer Ort

Zu den Kunstansichten erwachte auch die fantastische kleine Atelierwelt des Bürgelwood Studios zum Leben. Es muss zwar nicht Punkt Mitternacht sein, aber Dunkelheit braucht es schon, damit sich der Zauber in Geet Robert Chorleys Metallkunst-Atelier entfalten kann. Johann Kneißl und ich durften inmitten der Großinstallation "Metamorphosen - Metall, Magie, Licht" lesen. Diese kontinuierlich wachsende Skulpturensammlung ist eine Art nächtlicher Garten: schlafende Annemonen, träumender Fingerhut, wippende Schilfhalme, nachts blühender Nachtkerzenkelch und ein wilder Ritter, der sein Reich mit wehendem Haar und blitzenden Augen zu verteidigen scheint. 

In der Dunkelheit beginnt dieser magische Garten unter den Händen des Künstlers in allen Spektralfarben zu erblühen, ja zu tanzen. Nächtliche Schatten wechseln mit Indigo, Purpur und Amber. Es entsteht eine ganz besondere Atmosphäre, die die Besucher für eine kleine Weile gefangen nimmt und verzaubert. Das konnte ich an Gesichtern sehen, die plötzlich der Zeit entrückt, kindlich staunten. Eine Gegenwelt zur Welt da draußen, die so real und oft unbarmherzig ist. Eine in Metall gebogene Metapher für die Stärke und Verletzlichkeit der Natur und deren ungeheure Kräfte. 

Unsere Worte entfalteten sich im perlenden Reigen der Farben und jedes Wort hatte einen besonderen Klang, einen Nachhall, den wir Lesenden spürten und auch die Zuhörer. Ein Gedicht, dass ich las:




Liebe irrlichtert

Liebe irrlichtert wie ein Glühwürmchen
durch Raum und Zeit

trifft dich an einem Juni-Abend 
verbirgt sich bei Tag

kommt zurück und schürt Sehnsucht
in Purpur geschwängerten Küssen

die Gedanken betrügen längst 
in nächtlich träumenden Flüssen 

Liebe irrlichtert
in Tautropfen auf bunten Annemonen

die in meinen Träumen wohnen
jede Nacht wieder
weinen sie Lieder aus Licht

Liebe irrlichtert 
raschelnd durch Schilfgras
an dunklen Klippen, 

leise wippen ihre silbernen Blätter
ohn’ Unterlass

Schon heute freue ich mich auf einen erneuten Mitternachtszauber zum 25jährigen Jubiläum des Studios am 31. Juli 2015.Diesen Termin können sich Interessierte schon einmal vormerken.




Mittwoch, 13. Mai 2015

Cafébar Laier in Offenbach: Frische Röstung to stay

Ich traue meinen Augen kaum: Die Tür aus hellem Holz neben der Kaffeerösterei Laier http://www.kaffeeroesterei.de in der Bieberer Straße steht sperrangelweit offen - und nach draußen strömt herrlicher Duft von frischgerösteten Bohnen. Nachdem die frühere Barista abgewandert ist ins Bitter & Zart nach Frankfurt, mussten wir Offenbacher längere Zeit darben. Natürlich gibt es hier und da sehr guten Espresso, doch die Cafébar Laier, das war so eine feste Institution.

Die neue blonde Inhaberin Jutta Baisch kennt solch inspirierende Plauderplätze aus Italien und nimmt sich dort ein schönes Beispiel: Der Espresso darf nicht mehr kosten als 1,50 Euro und es muss morgens früh geöffnet sein, damit man vor der Arbeit schnell einen kleinen Schwarzen zischen kann. Das geht fast täglich ab 8 Uhr (außer sonntags und montags). Mit solchen Gewohnheiten und dem blauen Himmel fühlt man sich doch gleich sehr südlich des Mains. 



In der Cafébar selbst ist auch nicht alles beim Alten geblieben. Frau Baisch hat sich hier mit einer neuen, leistungsstarken Kaffeemaschine und einer schönen Marmorverkleidung an der Theke eingerichtet, die italienisches Flair dezent spüren lässt. Auf einer Schiefertafel sind die Kaffeespezialitäten aufgelistet. Jede Woche ist eine andere frische Röstung im Ausschank - und zwar gibt es diese auch "To go", aber viel netter ist es, sein Tässchen bei einem kurzen Plausch über Offenbach und die Welt, lehnend am kühlen Marmor zu genießen. Zum Kaffee werden auch süße Mandelküchlein und Brownies angeboten - und künftig sollen noch frische Croissants dazukommen. Nach einem kompetenten Bäcker wird derzeit noch gefahndet. Ich werde das beobachten, schließlich liegt die Cafébar auf meinem Weg ins Büro - und zwar ganz direkt.


 


Freitag, 8. Mai 2015

Weinseelig im Hermannseck: Neue Fixpunkte im Offenbacher Senefelder Quartier

Durch diese eher ruhige Offenbacher Wohngegend zwischen Bahndamm und Klinikum weht ein frischer Wind – nicht zuletzt durch die Umgestaltung des alten MAN Roland-Geländes. Die Mieter in der ehemaligen Hassia-Schuhfabrik bezeichnen die Riesenpfütze auf der gegenüberliegenden Baustelle zwar im Moment noch scherzhaft als ihr „Schwimmbad“. Aber die Veränderungen scheinen zu inspirieren. So fand kürzlich auf dem Gelände der ehemaligen Hassia der erste Urban Food Market statt. Dabei konnte der Regen die Besucherströme auch nicht allzu sehr eindämmen. An der Rückseite des Fabrikgeländes waren allerhand Holzbuden aufgebaut, die mit veganem oder zumindest handgekochtem Streetfood auftischten. Es gab Craft Beer mit Honig, köstliche portugiesische Pastais de Nata oder Preiselbeerkonfitüre von Baltique (mit Beeren aus dem Spessart) und natürlich Burger & Chips von Burgermeister. 

Wenn es nicht in Strömen geregnet hätte, wäre ich dort wahrscheinlich nicht mehr weggekommen. Aber so ging ich mit meinem Begleiter zurück zum Auto, Richtung Hermannstraße. Und ich traute meinen Augen kaum, was sich da im Ecklokal Hermannstraße 2 getan hatte: Durch die großen Fenster beim ehemaligen „Hermannseck“ (einer berühmt berüchtigte Kneipe der alte Offebächer) sah ich auserlesene Weinflaschen blitzen, einen goldenen Kronleuchter und einladende Tischlein. Obendrein warb dazu die Aufschrift: „Alpine Weine und Schmankerl“. Schnurstracks begab ich mich zur Eingangstür, die der frischgebackene Betreiber Karl-Martin Theobald gerade schließen wollte. Als er sah, dass wir neugierig waren, bat er uns herein und kredenzte uns einen wunderbaren Grünen Veltliner vom Traditionsweingut Hiedler aus Langenlois, dem wir nicht widerstehen konnten. So saßen wir bei Walzerklängen und bestem österreichischen Wein und blickten hinüber auf die Großbaustelle am MAN-Gelände. Herr Theobald hat 12 Jahre in Wien gelebt, bevor er zurück kam, ins von ihm geliebte Offenbach. Na, wenn das kein Kompliment ist! 





Ein Fläschchen kam mit nach Hause und es wird sicher nicht das letzte gewesen sein. Denn immer von Donnerstag bis Sonntag ist hier geöffnet und außerdem gibt es regelmäßige Veranstaltungen im Kaffee- und Weinhaus. Welch eine Verbesserung zum alten Hermannseck!


 







Donnerstag, 9. April 2015

London ist auf den Kaffee gekommen

Neulich noch mit den Gedanken in Paris, hat es mich zu Ostern in der Wirklichkeit nach London verschlagen. Das kam durch die Rhein Main Vokalisten, den Chor, in dem ich singe. Es war seit einiger Zeit ein Austausch mit einem dortigen Männerchor, dem Imperial Male Voice Choir, geplant. Zwischen Proben, Konzerten und Gesang zum Gottesdienst in der Kirche unserer wunderbaren Unterkunft, dem Wynfrid House http://Wynfridhouse.com, blieb auch noch Zeit für ein paar ausgiebige Stadtspaziergänge mit der einen oder anderen Tasse Kaffee dazwischen. 

Und was muss ich da in London schon am ersten Tag sehen? Die Teatime wird von der Kaffeepause abgelöst. Jedenfalls schießen kleine, feine Kaffee-Röstereien in den Szene-Vierteln nur so aus dem Boden. Das Wynfrid House liegt zufällig in einem solchen, was mir vorher überhaupt nicht klar war. Recht ahnungslos lenkte ich meine Schritte am ersten freien Sonntag von dort über die Whitechapel High Street, in die Osborn Street, die Brick Lane hoch - und staunte nicht schlecht. Das schmale, ellenlange Sträßchen schlängelt sich bunt und bunter in Richtung Norden, zu beiden Seiten, gesäumt von indischen Curryhäusern und originellen kleinen Cafés. Sie locken mit allerlei bunten Torten, Bergen von Brownies - und, man glaubt es kaum: Kaffeeduft. Oft sogar aus der eigenen Rösterei, wie beispielsweise Nude http://www.nudeespresso.com in 26 Hanbury Street (Ecke Brick Lane).




 So am Näschen herumgeführt betrat ich den von der braunen Bohne wunderbar aromatisierten hohen Raum und bestellte mir an der Theke einen doppelten Espresso. Von dort aus konnte ich Kaffeesäcke aus allen Anbaugebieten bewundern und den Bohnen beim Rösten zusehen. Und: Der Kaffee schmeckte hervorragend, wenig Bitterstoffe, angenehme Säure und eine dichte, goldene Crema. 






Vom edlen Tropfen inspiriert, wanderte ich durch den großen Raum und entdeckte in einem Regal an der Wand auch Kaffeefilter aus Porzellan nebst Filterpapieren. Das fand ich ja noch unglaublicher: Der Filterkaffee, ein urdeutsches und oft als kleingeistig geltendes Produkt, tritt von England aus eine Renaissance an. Natürlich habe ich davon gehört und gelesen. In Berlin gilt Filterkaffee mittlerweile auch als schick. Aber die biederen Filter in Londons coolsten Läden zu sehen, überraschte mich nun doch.


Ich traf die weißen Helferlein für die Kaffeebereitung noch häufiger an. In der Rösterei Monmouth http://www.monmouthcoffee.co.uk am schlaraffengleichen Borough Market http://Boroughmarket.org.uk gelegen, wurde sogar in größeren Mengen frisch gebrüht. Dort war der olfaktorische Genuss natürlich kaum noch zu überbieten - außer vom visuellen Reiz: Auf einem langen Holztisch aus gebürstetem Eichenholz standen ein Brotkorb und ein Karussell mit handgemachten englischen Marmeladen, von der klassischen Orange Marmelade, über Holonderblütengelee, bis zur schwarzen Johannisbeer Konfitüre. Daneben ein ordentliches Stück frische Fassbutter. Ich konnte nicht anders, musste noch einmal frühstücken - und mir so einen kleinen weißen Brühhelfer nach Deutschland mitnehmen. Dazu jetzt auch ein aktueller Artikel in der FAZ http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/umwelt-technik/filterkaffee-wieder-im-trend-so-kochen-sie-ihn-richtig-13572739.html  











Dienstag, 3. März 2015

Wohin zum Kaffee in Paris? Teil 1: Brasserie Wepler - wo schon Henry Miller schrieb.

Paris ist ja so eine Stadt, die das Herz eines jeden Kaffeehausjunkies höher schlagen lässt. Die Frage ist nur: In welches der vielen Etablissements mit roter oder grüner Markise obendrüber lenke ich meine Schritte? Wo ist es so richtig pariserisch? Denn schließlich möchte man ja das Besondere erleben, wenn  man schon mal da ist und nicht aus Hungersnot oder Blasendruck in irgendeiner Kette landen. 

Ich habe eine kleine Runde gemacht und hier ein paar lohnende Adressen zusammengestellt. Heute lest ihr den ersten Artikel. 

Da ich diesmal am Fuße des Montmartre gewohnt habe, beschloss ich meine Füße zunächst in ein sehr klassisches Haus zu lenken, in dem schon Henry Miller Manuskriptseiten auf das dortige Kaffeehausbriefpapier schrieb: http://www.wepler.com/fr/brasserie-place-clichy-paris-18-site-officiel.php





Die Brasserie Wepler. Hierbei handelt es sich um eine echte Institution, die schon über 100 Jahre ihre schwingenden Türen für die Kaffeedürstenden und Austernhungrigen öffnet. Das Wepler befindet sich auf dem Boulevard Clichy direkt gegenüber der Metrohaltestelle Place Clichy. Wer es also zu Fuß nicht mehr schafft, kann auch bequem mit der Metro bis vor die Haustür fahren. Die quicklebendige Terrasse des Wepler hat selbstverständlich sommers wie winters geöffnet und lohnt sich für einen schnellen Petit Noir. Allerdings ist das Innere dieser Institution so schön und gemütlich, dass man sich einen kühlen oder zumindest einen Regentag herbeiwünscht. Einmal durch die Schwingtür hindurch, begibt man sich links ins Café und rechts ins Restaurant. 



Ich setzte mich mit dem Rücken zur Wand auf eine klassisch rot gepolsterte Bank. Auf dem Tisch stand bereits eine Karaffe mit einfachem Wasser - schon das sehr lobenswert. Von dem sehr höflichen und sehr klassischen Kellner wurde ich gebeten, einen Tisch weiter zu rücken, da dieser schon besetzt sei. Ich bestellte einen Café Crème und ein Croissant, sah mir all die schönen Details an und auch eine Broschüre über den hiesigen Literaturpreis. Ja, ganz recht, das Wepler ist noch eines dieser Literatencafés die jedes Jahr einen Literaturpreis vergeben. Ich genoss bereits den wunderbar ausgewogenen Crème und das butterig-zarte Gebäck als neben mir eine ältere Dame mit einem weißen Pudelchen Platz nahm. Unnötig zu sagen, dass diese beiden Stammgäste besonders höflich bedient wurden und der Pudel auch Wasser aus dem Goldrandgeschirr des Hauses bekam. 

Fazit: Das Wepler ist eine klassische Pariser Brasserie, in der man sowohl Kaffeetrinken wie auch sehr gut speisen kann - und zwar zu einem gutem Preis-Leistungsverhältnis. Das Menü ist sehr zu empfehlen, besonders mit 6 Austern vorneweg.

Des weiteren kann man dort unbehelligt sitzen und ein Buch lesen oder schreiben oder in die Luft gucken. Und wenn man Glück hat, heißt der Kellner auch noch Henry - so wie bei mir an jenem Tag.



 

Freitag, 20. Februar 2015

Die schönen Dinge des Lebens - Hallengang über die Frankfurter Ambiente

Manche setzen sich am Faschingsmontag eine rote Nase auf und fahren nach Mainz. Ich nicht. Zumal ein anderes interessantes Angebot viel mehr Anregung für Augen und Hirn versprach und außerdem ohne kalte Füße zu bewältigen war. Die bunte Frühjahrsschau Ambiente mit ihrem reichen Angebot an Design-Novitäten, Geschenk-Ideen und Tischleindeckdich-Varianten hatte ihre Tore geöffnet und siehe da - es fanden noch andere Faschingsmuffel den Weg dorthin.

Um es vorweg zu sagen: Ich beschränkte meinen Besuch hauptsächlich auf die Hallen mit Interieur und Dekoration (Living und Young & Trendy). Noch in der Galeria fesselten unkomplizierte Lampenideen meinen Blick: Als Lampenschirme dienten handgeschöpfte weiße Papiere über LED-Leuchten oder auch handgetriebene Kupferblechkugeln, die freilich im ganzen Bündel am schönsten wirken - wie entwendet aus einem orientalischen Palast http://www.zenza.nl. Kaum drin in Halle 9.0 wurde meine Nase von wunderbar authentischen Düften angezogen mit dem treffenden Namen True Grace - Essence of England -
http://www.truegrace.co.uk/shop). Ich kam mit einer Engländerin ins Gespräch, deren Unternehmen handgezogene Naturwachskerzen mit biologisch reinen Essenzen beduften, die wirklich ein schönes Raumklima schaffen können und den Geist beflügeln.





Insgesamt waren Licht und Lampen ein großes Thema, aber auch Wohn-Accesoires und künstlerische Objekte fürs Wohnzimmer. Sehr gefielen mir hier die floralen Designs von Creativ Light http://creativ.fwt.de. Auf meine Nachfrage hin, antwortete man mir, dass die Sachen von Familien auf den Philippinen und in Thailand hergestellt werden, wobei man auf persönlichen Kontakt und gute Arbeitsbedingungen Wert legt. Fantasievolle Möbel, die sich originell als Einzelstücke inszenieren lassen, stehen auch hoch im Kurs und heben sich angenehm ab vom Einerlei der Massenmöbelhäuser. Mir gefiel hier ein geflügelter Stuhl von http://tomscompany.de/slider/kollektion/ 




Nach diesen Eindrücken kam mir plötzlich ein Stand vor die Nase, der so ganz anders war, himmelblau nämlich und duftend nach Kaffee. Erst dachte ich gar, es sei ein Café, aber es war die sehr gelungene Präsentation des Feinkost-Spezialisten Inpetto aus Düsseldorf http://www.stile-di-vita.de/pro01.html. Dort ließ ich mich zu einem sehr anregenden Gespräch über hochwertige und nachhaltige Lebensmittel nieder, trank einen wunderbaren Espresso, der speziell für das Unternehmen in Oberitalien geröstet wird, und konnte meinen Gang erfrischt fortsetzen. Besonders hat mir gefallen, dass Inpetto auch Geschirr und Gläser - alles im himmelblauen Branding anbietet - von den leckeren Inhalten in den vielen Fläschchen mal ganz zu schweigen.

Etwas weiter fiel mein Blick dann auf einen wunderschön altmodischen Picknickkoffer und einen wohlbekannten Namen aus Offenbach: F. Hammann http://www.fhammann.com. Sehr wertige und schöne Leder-Accessoires, die noch in Deutschland produziert werden. Im Gegensatz zu immer gleichen Designer-Handtaschen kann Frau und Mann sich hier ein individuelles Lieblingsstück aus bestimmten Serien fertigen lassen und unter Form, Größe und Farbe des Innenfutters wählen. Da komme ich doch stark in Versuchung...

Was mir noch sehr angenehm aufgefallen ist, waren einige junge deutsche Designer wie Pension für Produkte http://www.pensionfuerprodukte.de oder My Lamp aus Hamburg http://www.my-lamp-hamburg.de mit einem Angebot an hochwertigen ökologischen Möbeln in Halle 11.0. Hier scheint es einen Wandel zu geben, zurück zu mehr Einfallsreichtum, Nachhaltigkeit und Made in Germany. Das finde ich super. Wer braucht schließlich jedes Jahr neue Möbel aus irgendwelchem Presszeug?!