Montag, 14. Januar 2013

In der Halle der Werktätigen

Am Freitag schien endlich einmal die Sonne. Ich glaube, es war das erste Mal in diesem neuen Jahr. Ein blauer, kalter Tag. Am Nachmittag verließ ich das neue Büro in Richtung Ludwigstraße. Es waren noch ein paar Fotos für den Stadtführer "Offenbach zu Fuß" zu machen und ein Kunde zu besuchen, der neue Räume in der Heyne-Fabrik bezogen hat. Auf dem Weg waren mir die Finger kalt und das Licht langsam dämmerig geworden. Als ich durch das große Eingangstor am fast prächtigen Verwaltungsbau der Heyne-Fabrik ging, umfing mich eine ganz besondere Atmosphäre, nahezu klösterlich. Das kommt wohl durch die hohen Mauern, die schönen Steinmetzarbeiten, die hintereinander liegenden Höfe, die Geschichte, die Stille. Ein Kloster der Werktätigen, früher 400 Arbeiter, die Präzisionsschrauben für den Betrieb drehten, bearbeiteten und auslieferten. 1913 war Gebr. Heyne Offenbachs drittgrößter Industriebetrieb. Man fertigte die ersten Normschrauben für Fahrräder und Automobile.



Während der Weltkriege produzierte man auch Rüstungsgüter, im Zweiten Weltkrieg unter Einsatz von Zwangsarbeitern. Nach dem Krieg belieferte Heyne die Automobilindustrie. 1968 wurde der inzwischen unrentable Betrieb geschlossen. 




In die Werkshallen zogen die unterschiedlichsten Mieter ein, unter anderem die Hochschule für Gestaltung mit Atelierräumen. 1990 übernahm das Architektenbüro Allmann, Sattler und Wappner, München das Objekt, gestaltete behutsam um und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. 


Die heutigen Werktätigen sind Designer von Mode, von Softwareprogrammen, von Corporate Identity. Viele bekannte Labels sieht man: More & More, Liebeskind, Eastpack, Cross Jeans. Am liebsten möchte man einmal den ganzen Gebäudekomplex durchstöbern. Das werde ich auf jeden Fall bei einem der nächsten Kollektionsverkäufe tun. Einen Raum konnte ich schon besichtigen: In der Halle 04 am Nordring. Dort hat nun die DTP-Akademie neue Räume bezogen. Nicht nur bezogen, sondern auch mit ausgebaut. Eine sehr schöne offene Atmosphäre ist dort und draußen der blaue Kran, der schon fast zu einem neuen Wahrzeichen für Offenbach geworden ist. Ich bin sehr gespannt, wie einmal dieses neue Hafen-Quartier aussehen wird, was dort gegenüber entsteht. Schön könnte das werden.