An einem schönen Mai-Sonntag wanderte ich am Main entlang von Offenbach nach Frankfurt. Durch die neue Brücke und die wachsende EZB sind am anderen Ufer ein paar coole Raststationen in nächster Nähe entstanden. Im Nachklang der "Nacht der Museen" ist so eine Raststation nun unter der Honsellbrücke zu finden, wo Mirek Macke die rohen Hallen nach zweijährigem Exil bezogen hat. Die schöne Bogenkonstruktion und der Rohbeton bieten sich geradezu für eine coole Nutzung der Räume für nicht so brave Kunstwerke an. Links von den Panthern aus schwarzem Basalt geht's hinein in die Unterwelt der Honsellbrücke.
Schon im Kaffeebereich kann man sehen, was man mit wenig Geld alles Schönes machen kann. Viele Cafés bemühen sich mit teuren Neobarock- und Landhausmöbeln um ein abwechslungsreiches wie stylisches Ambiente. Mirek Macke erreicht mit geschenkten Stühlen und Tischen aller Epochen nahezu den gleichen Effekt - nur, dass es unter der Brücke irgendwie cooler ist. Wohltuend ist auch das Preisgefüge, dass sich künstlerfreundlich von den anderen Ufer-Lokalitäten unterscheidet. Es gibt Kaffee oder Saft und selbstgebackenen Kuchen von helfenden Händen zu humanen Preisen an der Theke abzuholen und keiner nervt zwischendurch mit der eindringlichen Frage ob's noch ebbes sein derf.
Sein W-LAN muss man wahrscheinlich selbst mitbringen, aber dennoch ist das Kaffeehaus unter der Brücke mit der angeschlossenen Kunsthalle nebenan ein sehr inspirierender Ort, den man im Sommer nutzen sollte, denn wie es dort im Winter auszuhalten ist, weiß Mirek noch nicht. "Das wird man sehen. Alles ergibt sich irgendwie", sagt er und man vertraut seinen blauen Augen. So kamen auch die Klohschüsseln und so kommt wahrscheinlich demnächst ein Klavier irgendwoher, denn klassische Konzerte sind neben DJ-Abenden auch im Programm. https://www.facebook.com/montezffm?fref=ts Das Kunstkaffeehaus unter der Brücke ist jedenfalls ein Ort mit einer kreativen Seele, wie er Frankfurt bisher fehlte. Solche Locations in alten Industrievierteln gab es bisher in Berlin oder Leipzig. Jetzt muss ich deswegen nicht mehr unbedingt verreisen oder höchstens mit dem Fahrrad.