Als ich zum ersten Mal im Caffè Cuore war, befand es sich noch auf der Kaiserstraße. Mir waren die kleinen, hübschen Espressokännchen aufgefallen - und dann stand da noch: Eigene Röstung. Ein wenig schüchtern trat ich damals ein und befand mich gleich in Italien. Die Eigentümer waren selbst wohl erst vor kurzem in Deutschland angekommen. Ein junger Mann mit schwarzem Haar und beeindruckend blauen Augen jedenfalls sprach mit einem älteren italienisch. Ich nahm meinen Mut zusammen und fragte auf italienisch, wo sie herkämen. Aus Lecce, conosce Lecce? war die Antwort. Ja, ich war tatsächlich mal durchgefahren, durch die Stadt am Ende des Stiefelsporns.
Mein erster Einkauf war Espresso und ein neuer Dichtungsring für mein eigenes Kännchen, ein hübsches Ding von Bugatti, das ich einmal in Sorrent erworben hatte. Seitdem zog es mich immer wieder ins Cuore, um Espresso zu kaufen (der ein sehr schönes kräftiges Robusta-Aroma hat) und Alio-Olio-Gewürz, das eine unverzichtbare Zutat für jede meiner Nudelsaucen geworden ist. Und dann, vor etwa zwei Jahren war ich sehr betrübt, als ich mein Lädchen an seiner Stelle nicht mehr fand. Wieder einer, der es nicht geschafft hat, dachte ich, denn in Offenbach haben es die Läden nicht leicht. Umso erfreuter war ich dann, als ich Caffè Cuore später auf der Frankfurter Straße und sogar in größeren Räumen wieder fand. Inzwischen gab es auch ein paar Holztische, an denen man sich für ein Schwätzchen niederlassen konnte.
Letzte Woche gab es einen besonders schönen Anlass, einmal abends ins Caffè Cuore zu gehen. Das Wetter war alles andere als angenehm an dem Abend. Sturm und Regen hatten sogar Platten am Citytower beschädigt. Nahezu todesmutig also machte ich mich auf zu einer ganz besonderen Buchpräsentation - die sich in jeder Hinsicht gelohnt hat.
Die Autorin Ida Todisco stellte dort stilecht ihr liebenswertes Buch über ein Dutzend sehr besonderer Offenbacher: "Offenbach. Liebe auf den zweiten Blick" vor. Einer dieser besonderen Offenbacher ist Franco, der Betreiber des Caffè Cuore. Er hat nicht nur dieses kleine Ladencafé mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, sondern spielt auch bei besonderen Gelegenheiten Gitarre zu selbst gesungenen italienischen Schlagern. Am Donnerstag wurde dieses Programm noch durch eine deutsche Sängerin mit schöner, dunkler Altstimme und zwei Kubaner an den Drums erweitert. Dazwischen Blitzlichtgewitter und Gläserklingen für Ida und ihr Buch, das sehr liebevoll gestaltet vom Cocon-Verlag ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk ist. Ich jedenfalls habe gleich zwei Bücher geordert, eins für mich und eins für meine Mama, die solche Geschichten aus dem ganz alltäglichen Wahnsinn liebt. Und ich wüsste noch einige andere Menschen, in meinem Umfeld, denen das Büchlein gefallen würde. Ich habe an diesem Wochenende die Geschichte von Metzger Angelo und Frühlingsrollenproduzent Duc Tran mit großem Interesse gelesen. Danke Ida, für diese schönen Ein- und Augenblicke!
Und ins Cuore muss ich auch bald wieder - der Dichtungsring von meiner Bugatti...