Im Moment kann man sich in Frankfurt sehr schön in die zwanziger Jahre zurückversetzen. Dazu lädt auch Journal Frankfurt http://tinyurl.com/c84wquv mit dem aktuellen Heft ein. Eine Möglichkeit bietet die aktuelle Literaturaktion Frankfurt liest ein Buch http://www.frankfurt-liest-ein-buch.de/2013/. Am Dienstag hatte ich das Glück, durch eine Freundin noch eine Karte zu einer Soiree in der Oper zu bekommen und besuchte mit ihr und deren Schwester die Veranstaltung "Über Dandys, Bohemiens und Kurtisanen". Ich habe Kracauer entdeckt, als ich mich während des Studiums mit der deutschsprachigen Exilliteratur beschäftigt habe. Als Redakteur der Frankfurter Zeitung war er ein Freund von Joseph Roth und sie trafen sich später, nach 1933, in Paris wieder. Ich fragte mich, was Kracauer mit der Musik Jacques Offenbachs zu tun hatte, die Bestandteil des Abendprogramms war und freute mich über diese Möglichkeit, nochmal ein paar Entdeckungen in Kracauers Werk zu machen.
Kracauer hat in seinem Pariser Exil eine Biographie über den Wegbereiter der Operette (einem leider immer noch oft verachteten Genre) geschrieben - und daraus wurden nun Auszüge dargeboten, die wahrlich köstlich und süffig wie Champagner, gelesen von Margit Neubauer (Oper Frankfurt) ins Publikum perlten. Dazu sangen vier junge Sängerinnen und Sänger aus dem Opernstudio sehr schöne und witzige Couplets und Arien. Durch den Text und die lebendig vorgetragene Musik bekam man oder jedenfalls ich ein Bild der damaligen Pariser Gesellschaft. Messerscharf und witzig beschrieben die Texte von Kracauer die Halbwelt, den Bäderschick in Bad Ems und die Kurtisanen. Kracauer stellte sie mit einem Augenzwinkern als wirtschaftliches Gegengewicht zur Finanzwelt dar und ich muss die Passagen unbedingt noch einmal nachlesen.
Nicht noch einmal hören kann ich leider die schönen Musikstücke, die von ganz tollen jungen Stimmen vorgetragen wurden. Da will man am liebsten mitmachen und ganz ganz jung sein. http://www.oper-frankfurt.de/de/page675.cfm Auf jeden Fall werde ich mir aber noch ein paar Veranstaltungen bis zum 28. April ansehen. Und hier als musikalisches Beispiel die Interpretation des "Briefs von Périchole" von einer französischen Sängerin, die ich auf youtube gefunden habe.http://www.youtube.com/watch?v=_kxLaV9e4UI oder das lustige Liedchen hier http://www.youtube.com/watch?v=PfN8GyYG7iI von einer anderen.
Donnerstag, 18. April 2013
Montag, 15. April 2013
Verborgener Kunstschatz
In einem kleinen Kellerraum der Stadtbibliothek ruht, Jahre vergessen, ein Schatz von 600 Bildern - die meisten von ihnen von Offenbacher Künstlern. Ich bin dort mit zwei Kollegen vom Offenbacher Kunstverein http://www.kunstverein-offenbach.de/, wo wir 40 Bilder für die Offenbacher Kunstansichten (26. bis 28.4.) aussuchen. Sie werden im neuen Kunstraum im Wohnbüro (alte IHK) gezeigt.
Wir sehen uns die Fotos der Bilder auf dem Computer an, das ist einfacher, als alle Schubladen gleichzeitig zu öffnen. Es ist wie eine kleine Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Man finde schöne Radierungen in schwarz/weiß im Stil Spätromantik. Ein Kuppelraum von innen, schöne Schattenspiele. Es könnte sich um das Offenbacher Capitol handeln, vor Classic Lounge, vor der Reichskristallnacht. Eine fast unschuldige Fin-de-Siècle-Stimmung aus den Siebzigern.
Mir gefällt eine Lithographie mit einem Okapi in der Wüste voller Strommasten und einer Steckdose in der Luft. Man denkt an Magritte dabei. Es kommt hinein, in unseren Auswahlordner und dazu ein paar Landschaften, kolorierte Zeichnungen - eine geometrische mit Spargelfeld und Spalierobst im Vordergrund, eine andere, eher chaotisch, mit einem blassblauen See. Hier könnte ein Mord geschehen sein.
Das nächste ist eine Serie von Schwarzweiß-Drucken mit dem schönen Titel "Glaub nicht Blödworten". Ziemlich provokant, die Darstellungen. Am besten, man sieht sich das in natura an. Danach konzentrieren wir uns stärker auf kräftige Farben, ein Aquarell mit Tomaten, ein klassisches Stilleben mit originellem Motiv und passt irgendwie zu Offenbach, wegen der Heidi auf dem Markt, mit ihren vielen bunten Tomaten. Und eine südliche Meereslandschaft, blau mit gelben Booten, so ein typisches Sehnsuchtsbild eines Deutschen.
Es ist unglaublich, hier unten findet man fast alles und viele Bilder erinnern an die anderer Künstler, die man schon irgendwo einmal gesehen hat, aber diese hier sind von Künstlern gemalt, die durch diese Stadt gingen, wich ich.
Nachts kam es mir in den Sinn, wie großartig das wäre, eine Ausstellung zu realisieren, bei der all diese 600 Bilder gezeigt würden. Ob das Büsing-Palais wohl reichen würde?
Zunächst werden also erstmal 40 weitere Bilder zu sehen sein im "Kunstraum im Wohnbüro" und ich werde Texte lesen, die irgendwie in den Rahmen passen. Am 27.4.
Wir sehen uns die Fotos der Bilder auf dem Computer an, das ist einfacher, als alle Schubladen gleichzeitig zu öffnen. Es ist wie eine kleine Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Man finde schöne Radierungen in schwarz/weiß im Stil Spätromantik. Ein Kuppelraum von innen, schöne Schattenspiele. Es könnte sich um das Offenbacher Capitol handeln, vor Classic Lounge, vor der Reichskristallnacht. Eine fast unschuldige Fin-de-Siècle-Stimmung aus den Siebzigern.
Mir gefällt eine Lithographie mit einem Okapi in der Wüste voller Strommasten und einer Steckdose in der Luft. Man denkt an Magritte dabei. Es kommt hinein, in unseren Auswahlordner und dazu ein paar Landschaften, kolorierte Zeichnungen - eine geometrische mit Spargelfeld und Spalierobst im Vordergrund, eine andere, eher chaotisch, mit einem blassblauen See. Hier könnte ein Mord geschehen sein.
Das nächste ist eine Serie von Schwarzweiß-Drucken mit dem schönen Titel "Glaub nicht Blödworten". Ziemlich provokant, die Darstellungen. Am besten, man sieht sich das in natura an. Danach konzentrieren wir uns stärker auf kräftige Farben, ein Aquarell mit Tomaten, ein klassisches Stilleben mit originellem Motiv und passt irgendwie zu Offenbach, wegen der Heidi auf dem Markt, mit ihren vielen bunten Tomaten. Und eine südliche Meereslandschaft, blau mit gelben Booten, so ein typisches Sehnsuchtsbild eines Deutschen.
Es ist unglaublich, hier unten findet man fast alles und viele Bilder erinnern an die anderer Künstler, die man schon irgendwo einmal gesehen hat, aber diese hier sind von Künstlern gemalt, die durch diese Stadt gingen, wich ich.
Nachts kam es mir in den Sinn, wie großartig das wäre, eine Ausstellung zu realisieren, bei der all diese 600 Bilder gezeigt würden. Ob das Büsing-Palais wohl reichen würde?
Zunächst werden also erstmal 40 weitere Bilder zu sehen sein im "Kunstraum im Wohnbüro" und ich werde Texte lesen, die irgendwie in den Rahmen passen. Am 27.4.
Montag, 1. April 2013
Ein Wohnzimmer in der Brückenstraße
Der Sonnen- und ein Gutschein für das Brückencafé führten mich an den Ostertagen nach Sachsenhausen in die Brückenstraße. Zunächst lief ich durch den Dreieichpark, besser gesagt, auf dem Seitenweg daran vorbei. Denn der Hauptweg wird saniert und tatsächlich komplett gesperrt. Mein armer Park und das mitten im Frühjahr. Wie freute ich mich, als ich doch am Parkausgang, in der Nähe des kleinen weißen Pavillons einen blauen Flecken sah. Trotz der österlichen Kühle sprießen ein paar Blümchen, kleine Blausterne von großer Leuchtkraft.
Nach diesem Anblick stieg ich in die Nummer Sechzehn und fuhr nach Sachsenhausen, in die Textorstraße. Von dort sind es nur ein paar Schritte in die Brückenstraße. Das ist so eine kleine Großstadtstraße wie in Ostberlin. Und ich genieße es sehr, hier mal schnell herfahren zu können. Um mir ein wenig Appetit zu holen, stöberte ich links und rechts in den kleinen Boutiquen, probierte ein paar Kleider ein, sah elegant aus und dann wieder normal. Bei einem kleinen Laden auf der linken Seite, der Kleider von Goya-Goya http://www.goyagoya.com/anbietet, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten: Es gab gleich drei Kleider, die wie gemacht für mich schienen. Eins schwarz, eins blau und eins elfenbeinfarben. Ich schwelgte in den schönen fließenden Stoffen und den unterschiedlichen Farben. Welches sollte ich nur nehmen? Schließlich brauche ich ja im Mai ein Kleid für die Jugendweihe meines Neffen. Ich entschied mich schließlich für das elfenbeinfarbene. Es trägt eine kleine Reihe winziger schwarzer Schleifen auf dem Rücken und ist ganz entzückend. Bis die Gürtelschlaufen versetzt sind, muss ich mich noch ein klein wenig gedulden. Dann kann ich es im Goya-Goya-Atelier, das sich in der Offenbacher Hassia-Fabrik befindet, abholen.
Nach den Anproben war ich bereit für den Besuch im Brückencafé. Ich betrat den sehr schönen grün gehaltenen Raum und wählte einen großen Ohrensessel an einem kleinen runden Tisch. Ich bestellte einen Espresso und ein Wasser und sah mir auf dem Buffett die Torten an. Eine trug eine große, weiße Baiserhaube und war ganz unwiderstehlich. Was soll's, irgendwann, wenn es etwas wärmer ist, werde ich mir dieses Stück wieder abtrainieren. Während des langsamen Verspeisens der Torte sah ich mich immer wieder um. So viele liebevolle Details, kleine weiße Säulen, die grüne Tapete und das leicht verwohnte, altmodische Mobiliar, französische Kaffeehausstühle. Das hatte das Zeug dazu, ein Stammcafé zu werden. Die Betreiber auch sehr freundlich. Man brachte mir eine Wolldecke, weil es an den Knien mit der Zeit etwas kalt wurde, während ich in meinen mitgebrachten alten Notizbüchern blätterte, auf der Suche nach bestimmten Passagen, die Kapitelteile eines neuen Buches werden sollen.
Als ich schließlich ging, hatte ich nur die Hälfte meines Gutscheines verbraucht und also auf jeden Fall einen triftigen Grund, um nochmals herzukommen, am besten schon sehr bald.
Nach diesem Anblick stieg ich in die Nummer Sechzehn und fuhr nach Sachsenhausen, in die Textorstraße. Von dort sind es nur ein paar Schritte in die Brückenstraße. Das ist so eine kleine Großstadtstraße wie in Ostberlin. Und ich genieße es sehr, hier mal schnell herfahren zu können. Um mir ein wenig Appetit zu holen, stöberte ich links und rechts in den kleinen Boutiquen, probierte ein paar Kleider ein, sah elegant aus und dann wieder normal. Bei einem kleinen Laden auf der linken Seite, der Kleider von Goya-Goya http://www.goyagoya.com/anbietet, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten: Es gab gleich drei Kleider, die wie gemacht für mich schienen. Eins schwarz, eins blau und eins elfenbeinfarben. Ich schwelgte in den schönen fließenden Stoffen und den unterschiedlichen Farben. Welches sollte ich nur nehmen? Schließlich brauche ich ja im Mai ein Kleid für die Jugendweihe meines Neffen. Ich entschied mich schließlich für das elfenbeinfarbene. Es trägt eine kleine Reihe winziger schwarzer Schleifen auf dem Rücken und ist ganz entzückend. Bis die Gürtelschlaufen versetzt sind, muss ich mich noch ein klein wenig gedulden. Dann kann ich es im Goya-Goya-Atelier, das sich in der Offenbacher Hassia-Fabrik befindet, abholen.
Nach den Anproben war ich bereit für den Besuch im Brückencafé. Ich betrat den sehr schönen grün gehaltenen Raum und wählte einen großen Ohrensessel an einem kleinen runden Tisch. Ich bestellte einen Espresso und ein Wasser und sah mir auf dem Buffett die Torten an. Eine trug eine große, weiße Baiserhaube und war ganz unwiderstehlich. Was soll's, irgendwann, wenn es etwas wärmer ist, werde ich mir dieses Stück wieder abtrainieren. Während des langsamen Verspeisens der Torte sah ich mich immer wieder um. So viele liebevolle Details, kleine weiße Säulen, die grüne Tapete und das leicht verwohnte, altmodische Mobiliar, französische Kaffeehausstühle. Das hatte das Zeug dazu, ein Stammcafé zu werden. Die Betreiber auch sehr freundlich. Man brachte mir eine Wolldecke, weil es an den Knien mit der Zeit etwas kalt wurde, während ich in meinen mitgebrachten alten Notizbüchern blätterte, auf der Suche nach bestimmten Passagen, die Kapitelteile eines neuen Buches werden sollen.
Als ich schließlich ging, hatte ich nur die Hälfte meines Gutscheines verbraucht und also auf jeden Fall einen triftigen Grund, um nochmals herzukommen, am besten schon sehr bald.
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