Donnerstag, 18. April 2013

Mit Kracauer in die Zwanziger beamen

Im Moment kann man sich in Frankfurt sehr schön in die zwanziger Jahre zurückversetzen. Dazu lädt auch Journal Frankfurt http://tinyurl.com/c84wquv mit dem aktuellen Heft ein. Eine Möglichkeit bietet die aktuelle Literaturaktion Frankfurt liest ein Buch http://www.frankfurt-liest-ein-buch.de/2013/. Am Dienstag hatte ich das Glück, durch eine Freundin noch eine Karte zu einer Soiree in der Oper zu bekommen und besuchte mit ihr und deren Schwester die Veranstaltung "Über Dandys, Bohemiens und Kurtisanen". Ich habe Kracauer entdeckt, als ich mich während des Studiums mit der deutschsprachigen Exilliteratur beschäftigt habe. Als Redakteur der Frankfurter Zeitung war er ein Freund von Joseph Roth und sie trafen sich später, nach 1933, in Paris wieder. Ich fragte mich, was Kracauer mit der Musik Jacques Offenbachs zu tun hatte, die Bestandteil des Abendprogramms war und freute mich über diese Möglichkeit, nochmal ein paar Entdeckungen in Kracauers Werk zu machen. 

Kracauer hat in seinem Pariser Exil eine Biographie über den Wegbereiter der Operette (einem leider immer noch oft verachteten Genre) geschrieben - und daraus wurden nun Auszüge dargeboten, die wahrlich köstlich und süffig wie Champagner, gelesen von Margit Neubauer (Oper Frankfurt) ins Publikum perlten. Dazu sangen vier junge Sängerinnen und Sänger aus dem Opernstudio sehr schöne und witzige Couplets und Arien. Durch den Text und die lebendig vorgetragene Musik bekam man oder jedenfalls ich ein Bild der damaligen Pariser Gesellschaft. Messerscharf und witzig beschrieben die Texte von Kracauer die Halbwelt, den Bäderschick in Bad Ems und die Kurtisanen. Kracauer stellte sie mit einem Augenzwinkern als wirtschaftliches Gegengewicht zur Finanzwelt dar und ich muss die Passagen unbedingt noch einmal nachlesen. 

Nicht noch einmal hören kann ich leider die schönen Musikstücke, die von ganz tollen jungen Stimmen vorgetragen wurden. Da will man am liebsten mitmachen und ganz ganz jung sein. http://www.oper-frankfurt.de/de/page675.cfm Auf jeden Fall werde ich mir aber noch ein paar Veranstaltungen bis zum 28. April ansehen. Und hier als musikalisches Beispiel die Interpretation des "Briefs von Périchole" von einer französischen Sängerin, die ich auf youtube gefunden habe.http://www.youtube.com/watch?v=_kxLaV9e4UI oder das lustige Liedchen hier http://www.youtube.com/watch?v=PfN8GyYG7iI von einer anderen.