Ich konnte meine eigenen Worte in den Raum fallen hören und sie kamen mir plötzlich ganz neu vor und anders. Die Augen, die gebannt auf mir ruhten und die Ohren, die sich in der Stille spitzten. Das alles konnte ich spüren. Die Luft war voller Spannung und vibrierte fast ein bisschen, so kam es mir vor. Als die Stelle kam, wo die beiden Protagonisten in der Bar des Hotel Orient sitzen und sich gegenseitig Süßigkeiten zustecken, spielte sich direkt vor meinen Augen eine kleine Szene ab, die ich beobachten konnte und gleichzeitig trieb ich die Handlung in der Geschichte durch mein Lesen weiter voran. Das war seltsam und faszinierend zugleich. Ein bisschen so, als sähe ich mir selbst beim Lesen zu.
Ich las also diese Stelle, die einen entscheidenden Wendepunkt herbeiführt:
"Magst du Süßes? fragte Leo. Eher selten, sagte ich. Eher selten, wiederholte er. Dieser ganze Abend ist wahrscheinlich eher selten, meinst nicht? Ja, sagte ich und schob ihm einen kleinen Florentiner in den Mund. Er lachte und revanchierte sich mit einer Mozartkugel. Ich trank einen heißen Schluck bitteren Kaffees."
In jenem Augenblick rollte eine der Mozartkugeln, die ich ausgelegt hatte, von der Marmorplatte an dem kleinen Tisch, der direkt unterhalb der Bühne vor mir stand. Es war, als sei die kleine Kugel plötzlich zu Leben erwacht und wollte an der spannendsten Stelle zurück in die Handlung. Die Besucherinnen unter mir am Tisch kicherten sehr leise und fast unhörbar in meine Worte hinein. Yvonne beugte sich sachte nach unten, bekam die Kugel zu fassen, kam wieder nach oben, streifte das Silberpapier ab und schob sich die Kugel in den Mund. Weg war sie, das kleine Requisit, das irgendwie eine leise Verbindung knüpfte zwischen Fiktion und Realität.
Danach lief die Geschichte ihrem unweigerlichen Ende entgegen, das, ich gebe es zu, enttäuschend für die Zuhörer war, enttäuschend im Hinblick auf den Vorgeschmack, den die kleine mit Marzipan gefüllte Schokoladenkugel gegeben hatte.