Heute nimmt alles wieder seinen gewohnten Lauf - und ich auch. Ein milder Morgen empfängt mich draußen. Ob es noch Winter wird? Die Vögel sagen "Nein!" und zwitschern munter. Ich entdecke sogar kleine rosa Blüten an einem Strauch.
Neujahr ist zwar schon eine Woche her - aber mit kommt es vor, als ob heute der erste Tag des Jahres sei. Der erste Tag, an dem die Normalität wieder Einzug hält. Die Weihnachtsbäume liegen vor der Tür - es kann weitergehen. Am Eingang des Parks überholt mich die um die Uhrzeit übliche dunkelhaarige Radfahrerin, etwas weiter vorn kommt mir der Mann mit dem hässlichen grauen Hund entgegen. Ich weiß gar nicht, was an ihm so hässlich ist. Das kurze Fell, die spitzen Ohren, der Blick. Er wirkt irgendwie hinterlistig. Der Mann scheint das auch zu finden und nimmt ihn auf die andere Seite.
Ich wandere weiter, Richtung der Betonbauten. Das arme, kleine Tempelchen schwebt nicht frei heute, sondern trägt in sich ein Stützgerüst aus Holzbalken. Es scheint dem Verfall nahe. Eigentlich denkt man bei Beton nicht gerade an eine schöne Parklandschaft. Aber diese Betonbauten sind schön. Sie wurden 1879 von der Offenbacher Zementfabrik Feege & Gotthardt zur 2. Landesgewerbeschau erbaut und zeigten damals die Vielseitigkeit des noch recht neuen Baustoffes. Heute sind der Brückenbogen und der Pavillon eine nicht wegzudenkende Kulisse im Dreieichpark. Ich hoffe sehr, dass der Tempel bald wieder heil ist - spätestens zur Krokusblüte. Im Frühjahr nämlich werden die Bauten allerliebst von einem Kreis weißer Blüten umrahmt.
Der Frühling wird wohl noch auf sich warten lassen. Das neue Jahr aber nicht. Und ich bin eigentlich ganz froh, dass nun alles wieder seinen gewohnten Gang geht - mich selbst eingeschlossen.