Die Neugier war wie immer groß beim Betreten des kleinen, gemütlichen Raums in der Bernardstraße, das einen dann mit einer langen weißgedeckten Tafel empfängt. Diese war gestern schon gut besetzt mit erwartungsfrohen Besuchern, deutscher, marokkanischer und jüdischer Herkunft. Weiter hinten in der Küche ging es schon lebhaft zu. Eine Dame köchelte am Herd und erzeugte wunderbarste Gerüche, die andere schnitt Rote Beete und entkernte einen Granatapfel. Beide kochen in Frankfurt für die jüdische Gemeinde.
Ich setzte mich zu meinen Mit-Jurorinnen Marina Caktas und Andrea L'Abbate an die lange Tafel und gespannt studierten wir die Menükarte. Der Raum füllte sich mit fröhlichem Gemurmel, die Theke mit immer mehr Köstlichkeiten - und dann ging es endlich los. Mit einer vegetarischen "Leberpastete" und Auberginensalat. Und eines war gleich klar, wer diese "Leberpastete" auf dem Tisch hat, kann hessisch Lebberworscht getrost mal entbehren. Die feine Pastete aus Walnussmus und hartgekochten Eiern war köstlich, ebenso der Auberginensalat - gar nicht fettig und schön für's Auge. Schnell waren die Platten leergeputzt und man wartete gespannt auf den Hauptgang.
Die Küchenchefin des Abends, Anat Kozlow, erklärte uns, dass die Jüdische Küche oder besser gesagt, die Neue Israelische Küche Speisen aus aller Welt auf der Karte habe und sehr bunt und abwechslungsreich sei. So seien die "Leberpastete" und der Auberginensalat Gerichte aus Osteuropa, während die Fleischbällchen arabisch und der Reis iranisch seien. Als "koscher" allerdings könne man unser Menü nicht bezeichnen, weil es nämlich in "unkoscheren" Räumen entstanden sei und wir auch von "unkoscherem" Geschirr aßen. Für uns, die wir damit nicht aufgewachsen sind, klingt das ganz schön kompliziert - aber jedenfalls war dieser kleine Ausflug in die Jüdische Küche superlecker.
Und interessant ist auch, dass eigentlich jede Kultur gerne kocht und isst und bestimmte Speisen zu bestimmten Anlässen serviert. Das bringt dann Leute zusammen. So wie unsere zusammengewürfelte Gruppe gestern Abend - und das ist schön. Dafür lohnt es sich auch mal, einen ganzen Tag in der Küche zu stehen.
Ach ja und dann gab's noch ein frei erzähltes Jüdisches Märchen aus Marokko von Patrick und Nachtisch: Einen Salat aus Pampelmusen, Orangen, Pomelos Feigen und Nüssen. Was soll ich noch schreiben? Ich kann den nächsten Termin am 22. November kaum erwarten.