Gestern führten mich eine unschuldige E-Mail-Einladung und das schöne Wetter zum Hoffest bei der Tomatenkönigin Heidi Jung in Oberrad. Vom Buchrainweg sind es kaum zwanzig Minuten Wegzeit zu den Gewächshäusern. Einzige Hürde, die zu überquerende Autobahn. Aber, wenn man dann durch die Wiesen, in der sehr treffend benannten Zufahrtsstraße, im Teller 2 ankommt, kann man das schnell vergessen.
Denn, hinter der Hofeinfahrt, in der sich kleine Verkaufsstände und Menschen drängeln, tut sich ein eigenes kleines Reich auf: Das Tomatenparadies von Heidi Jung - fast so schön wie der Palmengarten - nur, mit essbaren Pflanzen. Die Offenbacher kennen die Heide alle bestens vom Wochenmarkt und ein Stück weit ist es sicher auch ihr Werk, dass besonders alte und buntfarbige und lustig geformte Tomatensorten derzeit eine Renaissance erleben.
Also, hinein ins Getümmel, vor den blauen Kisten mit den wunderbaren Namen wie Andenhorn, Ochsenherz, Stierhoden oder Venusbrüstchen in leuchtendem Orange. Über 100 Sorten sollen hier auf dem Gelände zwischen Offenbach und Frankfurt wachsen. Und was das schönste ist: Man darf sie mit allen Sinnen entdecken. In der hochsommerlichen Sonne duften sie verheißungsvoll, so wie eben nur Tomaten. Ich lasse mich von der Schlange weiter in Richtung Garage treiben und mir ein Tütchen füllen, schön gemischt - natürlich auch mit ein Paar der Hauszüchtung "Heidi".
Das Anstellen lohnt: Denn vorne gibt es einen schmackhaften Begleiter zu kosten: Käse - aus der Käserei L'Abbate. Ich liebe die gegrillte Ricotta mit Kräutern und lasse mir von Giuseppe einen Käsesteller machen. Marina Caktas, alias Genusswolke, gibt das i-Tüpfelchen in Form von Apfelweingelee und einem Pesto aus den Kräutern der Grünen Sauce obendrauf.
Mit diesen Gaumenfreuden lasse ich mich auf einer Bank, an einem der Gewächshäuser nieder.
Und wie's der Zufall will, sitze ich am Tisch mit sehr freundlichen Leuten aus Rumpenheim, die heute im alten Fachwerkhaus meiner längst verstorbenen Urgroßtante Elly Winkler in der Dörnigheimer Straße 4 eine kleine Weinhandlung, die Cantina Piemontese, betreiben. Unnötig zu sagen, dass es genug Gesprächsstoff gibt, auch unnötig zu sagen, dass bald ein Ausflug nach Rumpenheim ansteht.